Klima_Planet
Nachhaltigkeitsmesse
Vorwort aus 1976
Grenzen des Wachstums oder
die Notwendigkeit menschlicher Veränderung


In den beiden Berichten des Club of Rome (1972 von D. Meadows und
1974 von M. D. Mesarovic und Pestel ) findet sich ein Argument, das in einer tiefgreifenden psychologischen Veränderung des Menschen eine Alternative zur ökonomischen und ökologischen Katastrophe sieht. Beide Berichte setzen sich erstmals weltweit mit den technologischen, ökologischen und demographischen Entwicklungen auseinander. Mesarovic und Pestel kommen zu dem Schluss, dass nur dramatische, nach einem weltweiten Plan durchgeführte ökonomische und technologische Veränderungen eine globale Katastrophe verhindern können. Und dass derartige ökonomische Veränderungen nur unter der Voraussetzung möglich sind, dass ein fundamentaler Wandel der menschlichen Grundwerte und Einstellungen im Sinne einer neuen Ethik und einer neuen Einstellung zur Natur eintritt.

Ihre Äußerungen bekräftigen, dass eine neue Gesellschaft nur dann entstehen kann, wenn sich parallel zu deren Entwicklungsprozess ein neuer Mensch entwickelt, bzw. wenn sich die heute vorherrschende Charakterstruktur des Menschen grundlegend wandelt.

Das nackte Überleben der Menschheit

Die Notwendigkeit einer radikalen menschlichen Veränderung ist deshalb weder nur eine ethische oder religiöse Forderung noch ausschließlich ein psycholo-gisches Postulat, das sich aus der patogenen Natur unseres gegenwärtigen Gesellschafts-Charakters ergibt, sondern sie ist auch eine Voraussetzung für
das nackte Überleben der Menschheit. Richtig leben heißt nicht länger, nur ein ethisches oder religiöses Gebot erfüllen. Zum erstenmal in der Geschichte hängt das physische Überleben der Menschheit von einer radikalen seelischen Veränderung des Menschen ab. Dieser Wandel im Herzen des Menschen ist jedoch nur in dem Maße möglich, in dem drastische ökonomische und soziale Veränderungen eintreten, die ihm die Chance geben, sich zu wandeln, und den Mut und die Vorstellungskraft, die er braucht, um diese Veränderung zu erreichen.

Gibt es eine Alternative zur Katastrophe?
Alle bisher zitierten Daten sind der Öffentlichkeit zugänglich und weithin bekannt. Die nahezu unglaubliche Tatsache ist jedoch, dass bisher keine ernsthaften Anstrengungen unternommen wurden, um das uns angesagte Schicksal abzuwenden. Während im Privatleben nur ein Wahnsinniger bei der Bedrohung seiner gesamten Existenz untätig bleiben würde, unternehmen die für das öffentliche Wohl Verantwortlichen praktisch nichts, und diejenigen, die sich ihnen anvertraut haben, lassen sie gewähren.

Erich Fromm im Jahre 1976 Quelle: Haben oder Sein - Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft, erschienen im DTV, Titel der amerikanischen Originalausgabe: To Have or to Be? Harper and Row Publischer




Vorwort 2005
UN-Millenniumsbericht
Zustand der Ökosysteme ist alarmierend

UNEP/ IPPC, 30.03.2005
Der Zustand der Erde hat sich in den vergangenen 50 Jahren dramatisch verschlechtert, wie aus dem vorgestellten UN-Millenniumsbericht über die Umwelt hervorgeht. Die wachsende Erdbevölkerung und die sich ausbreitende wirtschaftliche Tätigkeit belasten demnach das Ökosystem unseres Planeten erheblich. Dadurch werde der Kampf gegen Armut und Krankheiten erschwert, heißt es in dem Bericht.

Die in vier Jahren erarbeitete Studie ist die bisher umfangreichste darüber, wie Menschen die Umwelt verändern. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass schon 60 Prozent der auf der Welt verfügbaren Wiesen, Wälder, Ackerflächen und Gewässer ausgebeutet sind. In den vergangenen Jahrzehnten seien ein Fünftel der Korallenriffe und ein Drittel der Mangrovenwälder zerstört worden. Die Vielfalt der Tierarten sei rapide gesunken, ein Drittel sogar von der Ausrottung bedroht. Der Anteil des Treibhausgases Kohlendioxid in der Atmosphäre sei in den vergangenen vierzig Jahren nach oben geschnellt.

UN-Generalsekretär Kofi Annan nannte den Millenniumsbericht einen Hinweis darauf, welche Kursänderungen die Welt vorzunehmen habe. Er ermahnte die Staaten, die Empfehlungen der Studie zu berücksichtigen. Dazu gehören die Abschaffung von Handelshindernissen und Subventionen, das Senken der Treibhausgasemissionen und die Förderung von «grünen» Technologien.

Mehr als 2.500 Seiten lang ist der Bericht, der zwar nur wenige schnelle Lösungsvarianten bereit hält, aber nach Aussagen von Experten den bisher umfassendsten Überblick über die humanitäre Lage der Welt bietet. Die Ein-schätzung der Experten soll vor allem globalen Politikern und Initiativen nutzen. Änderungen in Belangen wie Konsumverhalten, bessere Erziehung, Neue Technologien und eine Verteuerung bei der Ausbeutung von Rohstoffen aus Ökosystemen könnte die Zerstörung der Erde verlangsamen.

Das Millennium Ecosystem Assessment ist ein mit 21 Mio. Dollar dotiertes vier-jähriges Projekt, das von den UN-Organisationen und anderen wissenschaftlichen Organisationen ins Leben gerufen wurde. Details des Gesamtberichtes werden bei internationalen treffen in London, Washington, Tokio, Brasilia, Kairo, Peking, Nairobi und Neu-Dehli präsentiert. Detaillierte Angaben sollen noch in diesem Jahr folgen.



Ausführliche Informationen zur Millennium Ökosystemstudie:
www.millenniumassessment.org



Die Notwendigkeit einer radikalen menschlichen Veränderung ist weder nur eine ethische oder religiöse Forderung noch aus-schließlich ein psycholo-gisches Postulat, das sich aus der patogenen Natur unseres gegenwärtigen Gesellschafts-Charakters ergibt, sondern sie ist auch eine Voraussetzung für das nackte Überleben der Menschheit.

Erich From, 1976
Haben oder Sein











60% der Ökosysteme wurden in
den vergangenen 50 Jahren so stark übernutzt, dass sie zu kippen drohen, wenn nicht rasch gegen-gesteuert wird. Besonders kritisch steht es dabei um die Bereiche Klima, Wasser, Krankheit, Fischerei.

Die Zukunft liegt in unseren Händen. Wir können die Degra- dation vieler Ökosysteme noch rückgängig machen. Dazu bedarf es substanzielle Änderungen in Politik und Lebensweise.

Walter Reid, 2005
Organisator der UNEP-Bilanz
Internationale Messe
für nachhaltige Entwicklung
und globale Verantwortung